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[Lesezeit: ca. 3 Min.]

Wünschen Sie sich oftmals, in kritischen Situationen gelassener zu agieren und seltener unter Druck zu geraten? Im folgenden Beitrag stelle ich eine Technik vor, die Ihnen hilft, Ihre notwendigen Ressourcen bei Bedarf gezielt abrufen zu können, um solche Situationen besser zu meistern.

Wie auch das in meinem Blog zum Selbstcoaching bereits von mir vorgestellte „Ressourcenfernrohr“, stammt auch dieses Tool ursprünglich aus dem NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren). Im Kern geht es darum, Menschen zu befähigen, sich die Ergebnisse ihrer gesamten Lerngeschichte situationsgerecht verfügbar zu machen. Hierbei kann es sich um Wissen, Fertigkeiten, Fähigkeiten, Talente oder auch Erfahrungen handeln.

All diese Ressourcen können über die reine Vorstellungskraft abgerufen werden, denn das Gehirn kann nicht unterscheiden zwischen real gemachten Erfahrungen und der Vorstellung von Realität bzw. der internen Konstruktion von Fantasien.

Das Tool nutzt das sogenannte „Ankern“. Hierbei geht man von der Annahme aus, dass alle Erfahrungen und Erlebnisse als sinnliche Informationen im Gehirn gespeichert werden. Wenn die Erfahrung wiedererinnert wird, werden auch die dazugehörenden Sinneswahrnehmungen wieder abgerufen.

Den Teil, der das Wiedererleben der Gesamterfahrung nach sich zieht, nennt man Anker. So kann einem bspw. der Geruch von Kokosöl an den ersten Sprung vom Fünfmeterbrett im Freibad erinnern.

Es können aber auch bestehende Erfahrungen mit einem äußeren Reiz (wie bspw. eine Geste oder eine Berührung) neu verknüpft und anschließend wieder hervorgerufen werden. Diese Art von Ankern wird im “Moment of Excellence“ praktiziert. In dieser Übung werden in sieben Schritten Verknüpfungen etabliert, mit deren Hilfe man kritische Situationen souveräner übersteht:

Identifizieren der Ankerstelle

Prüfen Sie, ob Sie unauffällige Gesten oder Selbstberührungen (z.B. Drehen eines Ringes am Finger oder Streichen des Kinns) haben, die Sie als Anker nutzen könnten. Wichtig hierbei ist, dass diese Ankerstelle neutral ist, also keine Assoziationen oder Gefühle auslöst.

01

Sammeln von ressourcenvollen Situationen

Erinnern Sie sich an drei Situationen im Leben, in denen Sie sich besonders gut gefühlt haben. Wichtig hierbei ist es, dass dieser Moment aktiv von Ihnen herbeigeführt wurde und Sie ihn nicht als Reaktion auf äußere Umstände (bspw. Ihren letzten Lottogewinn über 1 Mio. € 😉) oder fremde Aktivitäten wahrgenommen haben.

02

Auswahl der ressourcenstärksten Situation

Wählen Sie aus den drei Situationen eine aus, die den Moment of Excellence in seiner reinsten Form enthält.

03

Vergegenwärtigen der Situation

Fühlen Sie sich in diese Situation so intensiv wie möglich hinein, mit all den dazugehörigen Sinneseindrücken.

04

Ankern

Vergegenwärtigen Sie sich den entscheidenden Augenblick in dieser Situation. Wenn er nur kurz war, stellen Sie ihn sich einfach in Zeitlupe vor. Im Moment der stärksten positiven Empfindung ankern Sie diesen, indem Sie die vorher ausgesuchte Geste so lange ausführen, bis Sie in die Gegenwart zurückkehren.

05

Zurückkehren in die Gegenwart

Jetzt holen Sie sich aktiv wieder aus der Simulation heraus.

06

Manifestieren des Ankers

Jetzt gilt es, den Anker regelmäßig zu setzen, damit er ins Unterbewusstsein übergeht und automatisch in kritischen Situationen abgerufen werden kann. Stellen Sie sich am besten konkret eine Situation vor, in der Sie in Zukunft diesen Anker anwenden möchten und auch, zu welchem Zeitpunkt Sie ihn dann gezielt abrufen.

07

Sollten Sie in der Umsetzung Probleme haben, so bietet es sich ggf. an, eine andere neutrale Körperstelle bzw. Geste ausfindig zu machen oder evtl. eine andere – reinere – ressourcenvolle Situation auszuwählen.

Der Moment of Excellence kann auch abgewandelt werden zu einem Moment of Importance. Oftmals leiden MitarbeiterInnen bspw. unter dem Narzissmus von Vorgesetzten. Hier gilt es, ausreichend Selbstwertgefühl zu besitzen bzw. aufzubauen, um der Gefahr der narzisstischen Kränkungen zu entgegnen.

Dafür sammeln Sie unter Punkt 2 solche ressourcenvollen Situationen, in denen Sie im Vollbesitz Ihrer Kräfte und Fähigkeiten waren, um etwas Wichtiges zustande zu bringen, welches ohne Ihr Mitwirken so nicht hätte realisiert werden können. Etwas, auf das Sie heute noch besonders stolz sind.

Alle anderen oben beschriebenen Punkte laufen dann identisch ab.

Das Einüben des Moment of Excellence bzw. Importance kann durchaus eigenständig gelingen. Allerdings fällt es vielen recht schwer, bei sich selbst den „Anker zu werfen“, da Menschen auf der Verhaltensebene i.d.R. über höhere Lernfähigkeiten verfügen, wenn dieses Lernen in einer guten Beziehung zu einem anderen Menschen geschieht, der einem vertraut ist. Sollten auch Sie hier Schwierigkeiten haben, stehe ich Ihnen gerne als Ihr Coach bei dieser Übung zur Seite und unterstütze Sie auch gerne darüber hinaus im Rahmen Ihrer weiteren Persönlichkeitsentwicklung.

Quelle: „Der Zauberlehrling“, das NLP Lern- und Übungsbuch von Alexa Mohl, Junfermann Verlag Paderborn, 2010