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[Lesezeit: ca. 5 Min.]

Sie sind Führungskraft und möchten, dass Ihr Team auf einem hohen Niveau performt, ohne auszubrennen? Auch mich hat diese Herausforderung während meiner Zeit als Führungskraft in einem internationalen Logistikkonzern immer wieder beschäftigt. Zumal ich selbst gleich zweimal kurz vor einem psychischen und körperlichen Zusammenbruch stand.

Bevor ich mich jedoch dieser Fragestellung zuwende, sei vorweg erwähnt, dass es während meiner 25 Jahre Konzernleben eigentlich kein ernsthaftes Gespräch mit mir gab, in dem mein Chef oder meine Chefin mich auf das allgemeine Befinden oder die Arbeitsbelastung ansprach, um ggf. gemeinsam Lösungswege zu suchen und eine Verbesserung herbeizuführen.

Es war schlichtweg nicht Teil der Arbeitskultur, persönliches Befinden zu thematisieren. Dies mag zurückzuführen sein auf die Logistikbranche selbst, die ja ziemlich bekannt ist für ihre „Hemdsärmeligkeit“, und auch auf das Projektumfeld, in dem ich größtenteils tätig war und welches geprägt ist durch stetigen Termindruck, der i.d.R. nur wenig Zeit lässt für Gespräche rund um „Soft Facts“.

Auch ich habe mit meinen Mitarbeiter:innen in den ersten Jahren als Führungskraft nur im Ansatz und recht halbherzig solche Gespräche geführt – wohl wissend, dass der/die eine oder andere auch an der Belastungsgrenze war. Erst zum Ende meiner Konzernkarriere habe ich die Wichtigkeit von Burnout-Prävention besser erfasst und meinen Führungsstil entsprechend ausgerichtet. Rückblickend hätte ich das Thema von Anfang an ernster nehmen sollen. Letztendlich kann ich mich glücklich schätzen, nie einen Burnout-Fall in meinen Teams gehabt zu haben.

Doch was können Führungskräfte überhaupt tun, um Burnouts von Mitarbeitenden zu vermeiden und gleichzeitig sicherzustellen, dass das Team auf einem hohen Niveau performt? Aus meiner Sicht sind hier folgende 10 Punkte zu beachten:

Nehmen Sie sich des Themas „Burnout“ aktiv an

Machen Sie sich mit Burnout vertraut und bilden Sie sich entsprechend weiter. Lesen Sie sich in das Thema ausreichend ein und besuchen Sie bspw. Informationsveranstaltungen oder Workshops für Vorgesetzte.

01

Gehen Sie mit gutem Beispiel voran

Sein Sie achtsam gegenüber Ihren eigenen Bedürfnissen und überprüfen Sie regelmäßig Ihr eigenes Arbeitsverhalten. Scheuen Sie sich nicht, bei Überforderung selbst professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

02

Schaffen Sie eine Kultur der Wertschätzung und ein resilientes Arbeitsumfeld

Dazu gehören angemessene Arbeitszeiten, Beförderungen, Lob und Offenheit im Umgang miteinander. All dies trägt dazu bei, Arbeitszufriedenheit, Engagement und Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern. Alle im Team sollten immer die Möglichkeit haben, über Probleme reden zu können und konstruktive Kritik äußern zu dürfen. Das sollte Sie nicht brüskieren, sondern dazu anhalten, Veränderung zuzulassen. Führen Sie sich dabei auch bitte vor Augen, dass laut jüngster Umfragen mittlerweile der Hauptgrund für eine Kündigung mangelnde Anerkennung seitens der Vorgesetzen ist.

03

Fördern Sie den Teamgeist und feiern Sie Erfolge – sowie Misserfolge

Sorgen Sie für eine Atmosphäre voller gegenseitigem Respekt und Fairness, in der Zusammenarbeit sowie Austausch von Meinungen und Informationen stattfindet. Dazu gehört auch, gemeinsame Anlässe und Rituale zu pflegen. Siehe hierzu auch meinen Blogbeitrag „Der Fisch als Führungsinstrument“.
Feiern Sie Erfolge im Team (bspw. nach einem abgeschlossenen Projekt), um die Moral des Teams aufrechtzuerhalten. Auch Misserfolge sollten in ähnlicher Form offen und ohne Schuldzuweisungen reflektiert werden, denn schließlich kann das Team daraus nur lernen und sich als Einheit weiterentwickeln.

04

Lassen Sie los und geben Sie Raum

Geben Sie Ihren Mitarbeitenden ausreichend Handlungsspielraum und Entscheidungskompetenz, indem Sie Vertrauen schenken und Aufgaben delegieren, wo immer es geht. Die Kunst besteht darin, eine gute Balance zu finden zwischen Kontrolle und Loslassen, wobei die Mitarbeiter:innen sich immer darauf verlassen dürfen sollten, dass Sie für sie da sind, wenn Unterstützung erforderlich ist und sie beispielsweise auch zu schwierigen Meetings begleiten, falls gewünscht.

05

Fordern und fördern Sie

Sorgen Sie für Abwechslung – bspw. durch Job Rotation – und neue Herausforderungen, um Unterforderung am Arbeitsplatz zu vermeiden und letztendlich dazu beizutragen, dass der/die Einzelne im Job eine Sinnhaftigkeit erfährt.
Denn es gilt schließlich, nicht nur Burnouts, sondern auch Boreouts im Team zu vermeiden, da beide zu ähnlichen Symptomen führen und damit letztendlich zu einem deutlichen Leistungsabfall und ggf. langfristigen Ausfall von Mitarbeiter*innen. Fördern bedeutet in diesem Zusammenhang, die Betreffenden auch zu befähigen, neue Aufgaben oder Rollen überhaupt übernehmen zu können und entsprechende Weiterbildungen zu ermöglichen.

06

Integrieren Sie in Mitarbeitergesprächen Fragen zum persönlichen Befinden

Regelmäßige Gespräche mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollten nicht nur dazu dienen, die individuelle Performance zu besprechen. Stattdessen gilt es, auch genügend Zeit einzuplanen, um differenzierte Rückmeldungen zu geben und wahrgenommene Auffälligkeiten oder Schwierigkeiten einfühlsam anzusprechen. Auf der anderen Seite können Sie bei der Gelegenheit von Ihren Mitarbeitenden auch gezielt Feedback einholen, indem Sie bspw. die Frage stellen, welcher Wert in der Zusammenarbeit vermehrt werden sollte und sich dahingehend entsprechend ausrichten.

07

Achten Sie auf Anzeichen von Überforderung und reagieren Sie

Als Führungskraft sollte man sich spätestens dann, wenn Überstunden für einzelne Mitarbeiter:innen zur Regel werden, die Frage stellen, ob vorhandene Ressourcen noch richtig verteilt sind und was man selbst ändern kann, um Zeitdruck und Überlastung für Einzelne im Team zu mindern. Bieten Sie Burnout-gefährdeten Mitarbeiter:innen Ihre Unterstützung an und treffen Sie Entlastungsmaßnahmen. Hierbei sollten Sie jedoch von Anfang an auch deutlich machen, dass Sie sich als Leitungsperson insbesondere um die Arbeitsleistung und die gesundheitliche Situation sorgen.

08

Eignen Sie sich entsprechende Gesprächstechniken an

Um problematische Gespräche professionell führen zu können, gehört auch zum Beispiel Anteilnahme zu zeigen, Sachverhalte zusammenzufassen und aktiv zuzuhören. Wenn Sie hier Schwächen bei sich sehen, scheuen Sie nicht, eine entsprechende Schulung zu nehmen.

09

Sensibilisieren Sie sich regelmäßig mit folgenden Fragen zur Selbstreflexion

  1. Welche Mitarbeiter:innen hätten schon lange einen Dank von mir für ihren Einsatz verdient?
  2. Welche Mitarbeiter:innen in meinem Team sind potenziell Burnout-gefährdet und welche Schritte unternehme ich zeitnah, um mich dieser Problematik anzunehmen?
  3. Wie könnte ich eine Kultur der Wertschätzung und gegenseitigem Respekt in meinem Team weiter fördern?

10

In Fachartikeln wird häufig die Meinung vertreten, dass besonders diejenigen Burnoutgefährdet sind, die neu ins Team kommen, sich also am Anfang der Lernkurve befinden, während die potenziellen Boreout-Fälle vermehrt am Ende der Kurve auftreten, wo man eine gewisse Komfortzone erreicht hat. Der angebliche „Sweet Spot“, der sich dazwischen befindet, ist meines Erachtens gerade für viele Leistungsträger:innen im Unternehmen gar nicht so „sweet“, denn diese werden oftmals mit mehr und mehr Aufgaben betraut (man weiß ja schließlich, dass sie „liefern“), bis auch sie im wahrsten Sinne des Wortes „in die Knie gehen“.

Sicherlich spielt auch die genetische Veranlagung sowie der Grad der im Laufe der Jahre erworbenen Resilienz eine Rolle. Und natürlich der Job als solches. So sind bspw. Mitarbeiter:innen, die viel mit anderen Menschen in Kontakt stehen (wie bspw. im Vertrieb oder im Customer Service), besonders Burnout-gefährdet. Auch kann Prägung dazu beitragen, anfällig für Burnout zu sein. Bspw. durch manifestierte Glaubenssätze wie „Geht nicht, gibt’s nicht!“ oder „Man muss immer mindestens 100% geben!“, die von Eltern oder anderen Autoritätspersonen im frühen Kindesalter übernommen wurden und nun als Innere Antreiber wirken.

Zusammenfassend lässt sich sicherlich festhalten, dass das Thema „Burnout-Prävention“ vielschichtig ist und eine immer größer werdende Herausforderung für Führungskräfte darstellt. Auch vor dem Hintergrund des verstärkten Arbeitens aus dem Homeoffice heraus, wodurch der direkte persönliche Kontakt zunehmend eingeschränkt wird.

Abschließend möchte ich dafür plädieren, das Thema „Burnout“ so ernst zu nehmen, dass es zu einem festen Bestandteil Ihrer Agenda im Rahmen der Teamentwicklung wird. Gerne unterstütze ich Sie auf diesem Weg. Auch, falls Sie Hilfe für sich selbst in kritischen Situationen in Anspruch nehmen möchten.
Kontaktieren Sie mich gerne einfach via Email unter klare@businesscoachingonline.de oder nutzen Sie das Kontaktformular auf meiner Homepage.

Sollten Sie auch daran interessiert sein, Ihre Inneren Antreibern besser kennenzulernen, können Sie gerne einen Selbsttest (mit automatischer Analysefunktion) kostenlos über die oben genannten Kontaktmöglichkeiten von mir beziehen.

Herzliche Grüße und weiterhin viel gesunden Erfolg!